Samstag, 1. Juni 2013

Die erste Halbzeit

Bisher hatte ich es sorgsam vermieden, in einem meiner Beiträge das Thema Fussball anzufassen. Auf dem Gebiet bin ich auch bei weitem kein Experte, obwohl mich das ja offensichtlich bisher nicht davon abgehalten hat, zu bereits so vielen anderen Themen das Internet vollzuschreiben. Ich bin ein sogenannter Schoenwetterfan, gucke eigentlich nur zur WM oder EM ein Spiel und kenne den Namen des Kapitaens meines Liebslingsvereins nicht. Und was hätte das Thema Fussball hier auch verloren, das hier soll ja schließlich ein Bautagebuch sein. Zwischen dem Bau eines Hauses und dem Fussball gibt es keine Gemeinsamkeiten, basta. Das Problem ist nur, daß man in dieser Woche voll von fussballerischen Grossereignissen an diesem Thema eigentlich nicht vorbeikommt.

Somit findet heute also der Fussball doch noch seinen Weg in diesen Blog. Irgendwie werde ich den Dreh schon finden, einen Bezug zwischen Fussball und dem Haus Bau zu erkennen.

Womit aber anfangen? Am besten mit dem Beginn des Spieles und einer kleinen Vorschau, was uns im folgenden erwarten wird. Lassen wir mal alle Spiele von irgendwelchen KO-Runden weg, dann weiß man bei einem Fussballspiel relativ genau, wie lange es dauern wird. Nicht, dass ich das hier wirklich schreiben muesste, aber im Schnitt sind es etwas mehr als 90 Minuten, Nachspielzeit schon eingerechnet. In der Mitte gibt es eine Pause, und auch die ist immer relativ gleich lang. Durch diese festen Spielzeiten kann man sehr genau planen und weiss schon vor Beginn des Spieles, fuer wann man das Sammeltaxi zum Stadion bestellt.

Nun dauert so ein Huf Haus Projekt natürlich etwas länger. Die interessante Frage ist daher eher, ob sich bei solch einem Bau die Länge des Projektes bereits zu Beginn genauso exakt planen laesst. Alles spricht dafür, denn wir haben einen Plan, genauer gesagt, einen Baustellenablaufplan. Dieser zeigt genau an, in welcher Kalenderwoche mit welchem Gewerk auf der Baustelle zu rechnen ist. Das letzte Kreuz steht in der sehnsüchtig erwarteten Zeile mit dem Titel "Hausübergabe". Die Wochen zwischen Baubeginn und diesem Kreuzchen lassen sich damit leicht zaehlen und schon hat man die auf dem Tag genaue Länge der Bauphase. Keine Ueberraschungen also, der Aufbau eines Huf Hauses laeuft genauso strukturiert ab wie ein Fussballspiel. Sogar eine richtige Halbzeitpause gibt es auf dem Plan und es ist sogar vermerkt, zu welchen Zeitpunkten der Schiedsrichter, in diesem Fall der Bauleiter, einschreiten wird. 

Die erste Version des Baustellenablaufplans hielten wir schon beim Ausstattungsprotokoll in der Hand. Unbekannt waren damals eigentlich nur der genaue Baubeginn, aber als Anhaltspunkt über die erwartende Länge des Programmes konnte er schon dienen. Somit war der Zeitraum zwischen Anstoss (Beginn Aufstellung) und Abpfiff (Übergabe) ziemlich genau 3 Monate. Angepfiffen wurde, wie bereits bekannt, Mitte April, also sollte der Abpfiff irgendwann Mitte Juli liegen. Vielleicht mit ein paar Minuten Nachspielzeit, vielleicht verletzt sich ja ein Spieler (Bauarbeiter - den Fall hatten wir sogar schon) - aber in der zweiten Julihälfte sollten wir schon mit der Pokalübergabe rechnen können.

Leider sah das die zweite Version des Ablaufplanes ganz anders. Anscheinend vertraute die Leitstelle ihrem Team, hinsichtlich deren Fähigkeit Tore zu schießen, nicht genug und hat die Verlängerung und das Elfmeterschiessen gleich mit eingeplant. Und wie im Fussball gibt es als Zugabe sogar noch die berüchtigte und bei jedem Fan verhasste Sommerpause, noch dazu genau vor dem Elfmeterschiessen. Das würde sich im Fussball-Leben kein Fan bieten lassen.

Aus unserer Idee vom Juli wurde somit Mitte September, immerhin ganze zwei Monate mehr, als angedacht. Wir würden also nicht nur den Sommer im Haus komplett verpassen, sondern müssen sogar wichtige Familienereignisse wie meine nächste Null oder den Schuleintritt unserer Tochter außerhalb des Hauses planen. Ihr könnt euch vorstellen, daß diese Ankündigung keine Begeisterung in der Fankurve ausgelöst hat.

Sofort wurden Gründe für diese ungeplante Verlängerung gesucht. War unser Haus aufgrund der Hanglage, des Steildaches, der aufwendigen Fachwerkverglasung im Keller oder etwa aufgrund der Ausstattung am Ende besonders komplex geworden? Oder waren wir mit dem Aufbau Mitte April nur in eine sehr arbeitsreiche Periode gerutscht, in der einfach alles etwas länger dauern wird, verglichen mit einem Bauprojekt im ersten Quartal? Keine dieser Fragen führte zu befriedigenden Antworten. Sogar bei den anwesenden Huf Arbeitern gab es für eine solch lange Bauzeit kein Verständnis. Beflügelt von dieser Fachmeinung wurde also das Schiedsgericht angerufen und zu einer Stellungnahme gebeten. Die zuständige Kommission tagte kurz darauf und konnte zum Glueck eine Lücke im Regelwerk finden. Das Elfmeterschießen wurde ersatzlos gestrichen, die Verlängerung aber beibehalten. Immerhin konnte der Übergabetermin auf Mitte August vorgezogen werden.

Mehr konnten wir nicht herausholen. Schon mit dem derzeitigen Plan werden sich zum Ende hin die Gewerke im Haus gegenseitig auf den Füssen stehen. Und an der Sommerpause rütteln wir mal lieber auch nicht. Wir wollen ja den hart arbeitenden Huf Haus Monteuren nicht ihre Betriebsferien abstreitig machen. Dumm ist nur, daß diese zweiwoechige Pause so kurz vor unserer Hausübergabe liegt. Es hätten doch nur noch die Bodenbeläge und ein paar Endmontagen gefehlt, aber diese Arbeiten werden sich dann leider gedulden müssen. Und so muessen auch wir.

Waere das Huf Bauprojekt ohne Betriebsferien geplant worden, dann liesse sich so ein Baustellenablauf in zwei Halbzeiten und eine Halbzeitpause einteilen. Ich habe es nachgezählt, es passt wirklich ganz genau. Inklusive der Hausaufstellung dauert die erste Halbzeit sieben Wochen, dem folgt eine dreiwöchige Halbzeitpause. Dieser folgt, wer haette es gedacht, die zweite Halbzeit, und weil zwei Haelften schon aus mathematischen Gruenden immer gleich gross sein sollten, ist diese jedenfalls in unserem uebearbeitetem Plan auch genau sieben Wochen lang.

Was meine ich nun aber mit der Halbzeitpause? Gibt es denn wirklich in jedem Bauprojekt eine 3 Wochen Phase, in der alle Gewerke eine geplante Pause einlegen? Nun, nicht ganz, denn wie auch beim Fussball, ist eine Huf Bau Halbzeitpause nicht komplett ohne Aktivitaet. Statt Cheerleadertänzen oder irgendwelchen Verlosungen wird bei Huf Haus zu Beginn der Halbzeitpause fix der Estrich eingebracht, sich danach selbst überlassen und trocknen gelassen. Weiterhin werden die Halbzeitpausen ja auch gerne von den Ersatzspielern genutzt, sich auf dem Platz warmzuhalten, und um den Prozess auch bei uns zu unterstuetzen, wird zum Ende der Pause noch mal kurz die Heizung hoch- und wieder runtergefahren. Nichts wirklich Aufregendes, aber wegen der Pause geht man ja auch nicht zu einem Fussballspiel. Die Action findet nun mal in den beiden Halbzeiten statt. Und davon haben wir jetzt die erste hinter uns.

Und was das für eine Halbzeit war. Schon in den ersten fünfzehn Minuten (also zwei von sieben Wochen auf 45 Minuten gerechnet) konnten wir ein Feuerwerk an Aktionen sehen, für die es sich unbedingt lohnt, einen Teil des Jahresurlaubs zu opfern. Die Aufstellphase ist der Hammer, nach nur einer Woche hat man ein dichtes Haus und nach einer weiteren sieht es von außen komplett fertig aus. Im Bild unten habe ich unter Mithilfe von Nachbars Hecke geschickt die Mondlandschaft rings um unser Haus ausgeblendet.


Im Fussball würde man nach so einer stürmischen Anfangsphase schon von einer Vorentscheidung sprechen. Es war klar, daß diese Geschwindigkeit in den nächsten Spielminuten nicht zu halten ist. Und das trotz dem im Vergleich zum Fussball eher unüblichen Vorgang, daß der 1.FC Huf Haus zu diesem Zeitpunkt mal so eben die komplette Mannschaft ausgetauscht hat. Nachdem in den ersten Spielminuten nur Stürmer auf dem Platz waren, kamen jetzt etwas gelassenere Charaktere, die dem Spiel ein wenig Ruhe gaben. Auf einmal gab es so etwas wie eine taegliche Mittagspause und auch der Feierabend ging nicht mehr einher mit dem Sonnenuntergang. Leider fielen auch die bierseligen Runden am Tresen der Pension der neuen Spielweise zum Opfer.

Doch auch die neue Mannschaftsaufstellung hatte ihre klaren Rollen und Aufgaben. Es gab die Schreiner, die das Spiel von innen gestalteten, die Heizungs- und Sanitärtruppe, die mit ihren Leitungen vom zentralen Heizungskeller aus geschickt die Räume ueberbrueckten, und natürlich die für das Endergebnis so wichtigen Elektriker, die ihre Fäden durch das gesamte Spielfeld ziehen, von deren Arbeit man nach dem Abpfiff aber fast nichts mehr sehen wird.

Zeigen wir jetzt doch einfach ein paar Bilder vom Spiel, und fangen am besten mit den Elektrikern an, bevor deren Arbeit unter dem Putz und der Fussbodenheizung für immer verschwindet.

Es ist sicher nicht die Farbe, anhand derer diese Kabel unterschieden werden
Der Schaltschrank, und dabei hatte ich gar keine Stil Art Möbel bestellt
Nichts für Kurzsichtige. Schwarze Lichtschalter auf schwarzem Grund.
Die Elektriker werden wir auch in der zweiten Halbzeit wiedersehen. Stolz zeigten sie mir schon, mit welchen Mitteln sie in der anderen Spielhälfte die Gunst des Publikums erobern wollen. Denn sie haben mit dem KNX System noch einen gewaltigen Trumpf im Ärmel, ich durfte immerhin eines dieser schicken Bedienpanels schon einmal anfassen. Leider muß ich noch etwas Geduld haben, bevor diese ihr gesamtes Spielpotential offenbaren, denn das Team Elektrik wird erst kurz vor Spielende wieder in Erscheinung treten.

Auch das nächste Gewerk ist nicht aufs Schoenspielen aus. Die meiste Zeit mussten diese Spieler im dunklen feuchten Technikkeller auf ihren Einsatz warten, die Zeit dort wurde aber genutzt, diesen mit allerhand schweren Gerätschaften vollzustellen. 

Links, das ist die Wärmepumpe. Hätte ich mir irgendwie größer vorgestellt.
Doch dabei wollte es dieses Team nicht belassen. Nachdem das Team Elektrik so langsam das Feld wieder räumte, kam ihre Stunde und nach kurzer Zeit hatten sie jeden Quadratzentimeter des Platzes unter ihre Herrschaft gebracht.

Man beachte die moderne Sitzgruppe nebst Designertisch in unserem Wohnzimmer.
In diesem Zimmer klebt bereits eine beleuchtete Fototapete mit dem Motiv eines Oberlausitzer Umgebindehauses.
Es ist doch schön, daß sich die Fotos von Digitalkameras inmer auch das Datum und die Uhrzeit merken, an denen sie geschossen wurden. Das macht es im Nachhinein leicht, auszurechnen, wie lange ein gewisser Arbeitsschritt gedauert hat. Zwischen den beiden unten gezeigten Fotos vom gleichen Objekt lagen ungefähr zwei Wochen. 




Und dazwischen passierte in allen Räumen dieses hier:


Wenn man lange genug guckt, dann fangen die vier kreisrunden Loecher an zu tanzen. Probiert es aus.
Das Team Sanitär und Heizung kommt auch noch einmal in der zweiten Halbzeit, allerdings sind das dann andere Monteure speziell für die Endmontage. Auf diesem Weg also vielen Dank für die wohlige Wärme, die wir bei dieser Masse an Heizleitungen im ganzen Haus erwarten sollten.

Bleibt noch ein Team, welches bereits in der ersten Halbzeit auftrat. Speziell dieses Team der Schreiner wird sich nicht beschweren können, daß man die Resultate der Arbeit später nicht mehr sehen wird. Dazu sind deren Objekte einfach viel zu prominent. Ein paar Beispiele:

Unser schönes Treppengeländer, leider aufpreispflichtig
der Ausbau des Treppenhauses im Keller
und sogar unser erstes Regal, alles verdanken wir den Schreinern

Dann kam der Abpfiff. Im Gegensatz zum Fussball gab es keinerlei Nachspielzeit, ganz im Gegenteil, denn sogar eine ganze Woche früher waren diese Gewerke fertig. Leider hatte das keine Auswirkungen auf den Termin der Hausübergabe. Die nun folgende Halbzeitpause wird dadurch nur eine Woche länger.

Wir freuen uns schon auf die zweite Halbzeit, in deren Verlauf wir langsam und Stück für Stück auf das gewünschte Resultat hinarbeiten werden. Ich bin mir jetzt schon sicher, daß wir von dem Ergebnis genauso begeistert sein werden, wie wir es beim Abpfiff des wahren großen Fussballspieles dieser Woche waren. Ein Traum in Schwarz-Gelb, schoen, daß diese regional so verwurzelte Truppe trotz schlechter Voraussetzungen dieses Spiel doch noch und dann auch mit wirklich schönem Fussball gewinnen konnte. Ein ganzes Land ist stolz - ich rede hier natürlich über den Klassenerhalt von Dynamo Dresden in der zweiten Liga. Wen interessiert denn schon die Champions League oder der DFB Pokal?




2 Kommentare:

  1. Toller Blog :) Hab mir deswegen das Hufbuch für 20 € bestellt. Leider nicht meine Preisklasse ;-) Geb's gerne an Interessierte für einen 10er weiter. Sind Grundrisse, Fotos und Preisliste dabei. Kaum Gebrauchsspuren. Wer's will, PN an: susi.mueller84@gmx.net LG

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  2. Wieder ein sehr schöner Blog-Beitrag und wieder viel gelacht. "Don't mess ..." hat allerdings Maßstäbe gesetzt :-)
    Interessant aber vor allem auch wg der erzwungenen Pause. Ich bin noch in der Verhandlungsphase mit den Behuften und werde mir das gut merken. So etwas ist in jeder Situation ärgerlich, in Eurem Fall sicherlich mehr als das.
    Ich hoffe, Ihr könnt die Spannung noch aushalten ... vielversprechend sieht es allemal aus!

    Torsten


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